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DAC: Guter Grund für beste herkunftstypische Weine


Magazin
12. Januar 2023
Johannes Stühlinger
Lesezeit: 3 Minuten

Eines steht außer Frage: Die Ursache der ausgeprägten Regionstypizität der Herkunftsweine des Neusiedlersee DAC ist zu einem großen Teil im hier so besonderen Terroir zu finden. Allein, was beschreibt dieser im Weinbau ständig verwendete Begriff Terroir eigentlich? Jedenfalls weit mehr als bloß die Beschaffenheit des Bodens, auf dem die Reben gedeihen.

Mit Unterstützung von Bund, Land und Europäischer Union.

Man kann getrost behaupten: Der Begriff „Terroir“ wird seit einigen Jahren nicht nur intensiv genutzt, er wird in Wahrheit nicht selten konsequent falsch oder zumindest irreführend verwendet. Das ist gerade für Weinregionen, die aufgrund ihres besonderen Terroirs punkten können, eine Erschwernis: Ihre Alleinstellungsmerkmale werden dadurch verwässert!

Gerade die Herkunftsweine des Neusiedlersee DAC sind so ein Fall. Denn das Terroir an den Ufern von Europas größtem Steppensee ist wahrlich einmalig. Aber halt! Bevor wir nun selbst in die Terroirfalle tappen, legen wir unser Augenmerk erst einmal auf dieses Vokabel, das so nebulös durch die Weinwelt geistert.

Herkunftsweine Neusiedlersee DAC
Der See und die umgebenden Salzlacken sorgen das ganze Jahr über für ein einzigartiges Mikroklima, das die Stilistik der Neusiedlersee DAC Herkunftsweine mitprägt.

Terroir ≠ Boden. Terroir = Gegend!

Wörtlich übersetzt bedeutet das französische Wort „Terroir“ nichts anderes als „Gegend“. Womit wir schon eines der größten Missverständnisse aufklären können: Terroir hat keineswegs bloß mit dem Boden, auf dem Weinreben gedeihen, zu tun. Vielmehr beschreibt dieser Fachbegriff die gesamte natürliche Umgebung, in der ein Wein entsteht. Das bedeutet: Alle Elemente – Böden, Klima, Topografie und sogar das Wetter des jeweiligen Jahrgangs – fallen unter diesen Überbegriff. Sehr gut hat es die international renommierte Weinkritikerin Jancis Robinson kürzlich auf den Punkt gebracht. Sie postulierte: „Wein ist Geografie in der Flasche.“ Tatsache nämlich ist: Wein ist gerade deshalb so faszinierend, weil er wie kein zweites Getränk die natürliche Umgebung, in der er gekeltert wird, unglaublich facettenreich auszudrücken vermag. Und eben nicht bloß den Boden, auf dem seine Reben stehen.

Apropos Grundlage: Selbst wenn wir uns nur diesen einen – gewiss nicht unwesentlichen – Terroiraspekt genauer ansehen, stellen wir schnell Unschärfen fest. So besteht erst einmal kein Schiefer-, Granit-, Lehm- oder Sandboden ausschließlich aus diesem einen Material. Es sind fast immer Mischböden, auf denen Reben gedeihen. Zum anderen belegen neue wissenschaftliche Studien, dass es gar nicht so sehr das Material der Böden zu sein scheint, das am Ende den Trauben eine von vielen spezifischen Nuancen verleiht. Vieles deutet darauf hin, dass die Wasserspeicherkapazität einen besonders großen Einfluss auf Reben- und infolge Traubenqualität hat. Böden, die Wasser schlecht halten, sind genauso nachteilig wie Böden, die zu viel Wasser speichern, so die Expert*innen. Damit einher geht nämlich der jeweilige Nährstoffgehalt eines Bodens. Eine Aktivierung und damit Verbesserung der Bodendiversität durch regionstypische Begrünungen ist daher auch kein unwesentliches Detail, wenn es um Terroir geht.

Echte Definition?

Aber zurück zum Begriff „Terroir“. Per definitionem ist Terroir „die natürliche Beschaffenheit eines Fleckchens Erde, welches die Eigenschaften der dort angebauten Kulturpflanzen beeinflusst“. Das Terroir wird demnach vom Zusammenspiel zwischen der kulturprägenden Tätigkeit des Menschen – hier Winzer*innen – und den Bedingungen der Natur wie (Mikro)-Klima, Geologie und Gelände sowie Bodenbeschaffenheit und Bodendurchlässigkeit bestimmt. Streng nach diesen Tatsachen betrachtet, ist demnach jeder aus einem singulären spezifischen Weinbaugebiet gekelterte Wein – ganz gleich, ob aus autochthonen Rebsorten oder aus Solchen internationaler Herkunft – ein „Terroir-Wein“. Und doch würde wohl niemand einen Mavro außerhalb seines natürlichen Ursprungs (Mittelmeerraum) als einen „Terroir-Wein“ bezeichnen.

Herkunftsweine Neusiedlersee DAC
Solch einzigartige Salzlacken prägen das Landschaftsbild rund um den Neusiedlersee.

Und nun sind wir beim Kern der Sache angelangt. Durch die Verwässerung des Begriffs und durch dessen inflationäre Verwendung verwässert man gleichzeitig die Produkte jener, die sich ernsthaft mit dem Terroir, der Herkunft ihrer Tropfen, auseinandersetzen. „Eben deshalb ist es für Weinregionen wie unsere so wichtig, das Herkunftssiegel – in unserem Fall eben Neusiedlersee DAC – sehr bewusst einzusetzen und zu kommunizieren. DAC bezieht nämlich gesetzlich verankert die Sortenwahl in die engere Herkunft mit ein. Es kann eben kein Cabernet Franc ein DAC-Wein sein – nirgends in Österreich. Echte Typizität und damit echtes ,Terroir’ gibt’s halt primär mit den gebietstypischen und gebietsprägenden Rebsorten bzw. Spezialitäten. Bei uns sind dies der Zweigelt und die Süßweine“, erklärt Christoph Salzl, Obmann von Neusiedlersee DAC.

Weingarten in der Flasche

Das heißt im Umkehrschluss: Die Weine des Neusiedlersee DAC geben ein besonders echtes und besonders einzigartiges Terroir wieder. Salzl betont: „Die große Weinbauvielfalt in Weiß und Rot, Rosé und Süß ist jedenfalls Ausdruck einer intakten Diversität, die besonderes Terroir spiegelt. Deshalb wurde im Jahr 2001 diese einzigartige regionale Vielfalt sogar in die Liste der UNESCO-Welterbestätte mit signifikantem Weinbau aufgenommen.“ Sprich: Hier kommt wirklich der Weingarten in die Flasche. Individuell mit Bedacht, Wissen und Leidenschaft der aktuell über 110 Neusiedlersee DAC Winzer*innen vinifiziert.

Herkunftsweine Neusiedlersee DAC
Salzl betont: „Die große Weinbauvielfalt in Weiß und Rot, Rosé und Süß ist jedenfalls Ausdruck einer intakten Diversität, die besonderes Terroir spiegelt.“
Herkunftsweine Neusiedlersee DAC
Was die Botrytis so speziell macht, ist, dass sie im Zusammenspiel mit einigen anderen Faktoren dazu führt, dass die Trauben fein perforiert werden.

Und gerade bei den Weinen, die dem Qualitäts-/Herkunftsmerkmal Neusiedlersee DAC entsprechen, spielt das überirdische Terroir eine ganz besondere Rolle: Der See und die umgebenden Salzlacken sorgen schließlich das ganze Jahr über für ein wahrlich einzigartiges Mikroklima, das nicht nur die Stilistik der Weine mitprägt, sondern manche überhaupt erst möglich macht. Stichwort: Botrytis cinerea. Die Edelfäule findet hier in dem Spiel aus Wärme und Feuchtigkeit ideale Bedingungen vor. Weltklasse Spät- und Auslesen, Trockenbeeren- und Beerenauslesen sind das Ergebnis.  

Und was ist jetzt mit dem Boden?

Gleichzeitig aber bedeutet dies nicht, dass die Böden, also das unterirdische Terroir, keine Rolle spielten. Und gerade die Geologie zeigt sich im Burgenland besonders vielfältig. Die nördliche Grenze des Neusiedlerseebeckens bildet der Wagram, jene südlichen Abhänge der Parndorfer Platte, die sich mit ihren Böden aus abgelagerten Donauschotter, Lehm und Löss von Neusiedl über Gols bis nach Mönchhof und Halbturn erstrecken. Im östlichen Gebiet – mit den Zentren Podersdorf, Illmitz und Apetlon – findet man als größte Gesteinseinheit den sandigen Schotter des Seewinkels und Schwarzerde. Hier, an den Salz- und Sodalacken, lassen sich Pflanzenarten, die sonst nur an Meeresküsten vorkommen, finden. Im Heideboden, der flächenmäßig bedeutendsten Großlage im Herkunftsweingebiet, die sich vom See bis in die südöstliche Tiefebene erstreckt, definieren Tschernosem (Schwarzerde) – ein Bodentyp, der sich unter anderem auf kalkreichen Lockermaterialien wie Löss bildet – sowie Schotter die teilweise fruchtbarsten Böden der Region.

Herkunftsweine Neusiedlersee DAC
 Gerade die Geologie zeigt sich im Burgenland besonders vielfältig. Diese sorgt auch für die einzigartigen Neusiedlersee DAC Herkunftsweine.

Fazit ist also wohl: Wer ernsthaft in die Welt der Weinterroirs eintaucht, wird sehr schnell viele Elemente, die Mutter Erde zu bieten hat, als spezifische Nuancen in den Weinen erschmecken. Und spätestens dann dem Begriff Terroir weit mehr Bedeutung schenken, als es das finanzkräftigste Weinmarketing je vermögen könnte. Denn Terroir ist Gegend. Gegend ist Herkunft. DAC ist Typizität mit Terroir und Herkunft. 

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Neusiedlersee DAC.
Einzigartiger Zweigelt. Einzigartige Süßweine.
Von der Sonnenseite Österreichs. Zur Gaumenfreude aller.

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