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Heimat bist du großer Herkunftsweine


Magazin
1. März 2022
Johannes Stühlinger
Lesezeit: 4 Minuten

Es klingt auf den ersten Blick paradox: Während der Weinhandel immer internationaler wird, ist man immer konsequenter darauf bedacht, in Sachen Weinspezialitäten kleinräumig zu denken. Bei genauerer Betrachtung sind Herkunftssiegel jedoch eben deshalb immer wichtiger. Spoiler: Es geht um Qualitätssicherung!

Mit Unterstützung von Bund, Land und Europäischer Union.

In gewisser Weise sind es zwei Megatrends, die aktuell aufeinanderprallen: Jener der Globalisierung erlaubt uns Zugang zu exotischen Produkten aus aller Welt. Der große Trend der Regionalisierung mahnt uns im Gegenzug, lokale Spezialitäten – fast schon Identitäten – zu bevorzugen. Und zwischendrin mischt dann noch der Klimawandel merkbar mit.

Aber alles der Reihe nach. Tatsächlich haben uns die Möglichkeiten des globalisierten Welthandels in den vergangenen Jahrzehnten ein Überangebot an Genüssen aller Art beschert. Wir haben jederzeit Zugriff auf Obst und Gemüse aus fernen Ländern. Das sind wir gewohnt. Beim Supermarkt greifen wir das ganze Jahr über zu Ananas, Kiwi oder Kokosmilch – um nur ein paar Beispiele zu nennen. Preisfrage: Wie viele unterschiedliche Ananassorten gibt es und woher kommen sie jeweils? Welche Kiwiarten kommen aus welchen Regionen, und aus welcher Nuss wird die beste Kokosmilch gemacht? Wir wissen es nicht. Wir denken nicht einmal mehr darüber nach.

DAC
Bis in die 70er-Jahre war das Kürbiskernöl nur in der Ost- und Südsteiermark bekannt. Um es vor billigen Fälschungen zu schützen, wurde zur Herkunftsgarantie das g.g.A.-Siegel eingeführt.

Doch wo wir gerade im Supermarkt stehen, gehen wir doch einfach ein paar Regale weiter. Dort steht eine Flasche Steirisches Kürbiskernöl. Herrlich, dieses schwarze Gold aus der Steiermark! Gleich daneben der passende Essig zum Salat: Aceto Balsamico di Modena. Diese beiden Produkte sind wohl das genaue Gegenbeispiel – wir alle wissen, woher sie kommen. Wir verbinden damit eine Region auf unserem Planeten und damit gleichzeitig auch einen besonderen Qualitätsanspruch. Vereinfacht ausgedrückt: Echtes steirisches Kürbiskernöl ist es nur dann, wenn es die strengen Qualitätsregelungen bezüglich Herkunft, Regionalität und Typizität erfüllt. Das erkennen wir dann am g.g.A-Siegel, das auf den Flaschen prangt.

Beim Balsamico ist die Sache etwas verzwickter: „Di Modena“ darf zwar nur auf der Flasche stehen, wenn die Rohstoffe aus der Provinz Modena oder Reggio Emilia stammen, die Herstellungsart muss jedoch keineswegs „tradizionale“ sein. Erst die zusätzliche und gesetzlich geschützte geographische Herkunftsangaben garantieren, dass echte Typizität sowie Qualität in der Flasche sind. Und da gibt es beim Balsamico gleich ein paar: Aceto Balsamico di Modena ggA sowie Aceto Balsamico tradizionale di Modena gU und Aceto Balsamico tradizionale di Reggion Emilia. Wobei die Angabe „DOP“ ident mit gU ist.

DAC
Aceto Balsamico oder Balsamessig ist ein Essig aus der italienischen Provinz Modena oder der Provinz Reggio Emilia. Die Einhaltung der allerstrengsten Qualitätsregelungen garantiert die Zusatzbezeichnung D.O.P.
 

Dieses sogenannte Herkunftsprinzip gibt somit den Konsumenten*innen die Garantie, ein Produkt in Händen zu halten, das für regionale Identität und Typizität steht und nur von jenen erzeugt werden darf, die wirklich wissen, wie es gemacht wird. Herkunftssiegel sind also Qualitätszeugnisse besonderer Güte. Daher werden sie auch von der Europäischen Union besonders unterstützt. Und je wertvoller die einzelnen Produkte sind, je mehr lokales Wissen, Können und regionale Besonderheit in einem solchen stecken, desto wichtiger ist diese Verortung des Ursprungs. Was uns direkt zum Wein führt.

Kaum ein anderes Erzeugnis bedarf so viel Liebe, Leidenschaft und Können wie hochwertiger Wein. Gleichzeitig aber gedeihen die gleichen Trauben, die wir etwa am Neusiedlersee ernten, mit ziemlicher Sicherheit an vielen Orten dieser Welt. Dank Klimaerwärmung werden es jährlich mehr. Der daraus entstehende Wein schmeckt jedoch überall anders. „Beim Wein ist das so extrem, dass die gleiche Rebsorte nur einen Berg weiter schon anders schmecken kann“, weiß Torsten Aumüller, Geschäftsführer der Herkunftsweinvereinigung Neusiedlersee DAC. Damit bringt er auf den Punkt, warum Zusammenschlüsse von regionalen Winzer*innen, wie eben im Verein Neusiedlersee DAC, so wichtig sind. „Damit man sich sicher sein kann, den Wein zu kaufen, den man auch haben wollte – also das Original.“

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Geschäftsführer der Herkunftsweinvereinigung Neusiedlersee DAC, Torsten Aumüller weiß wie wichtig Herkunftssiegel auch bei Weinen sind.

Beim Neusiedlersee DAC geht es ganz konkret um zwei vinophile Identitäten: Zweigelt und Süßwein. Beide Erzeugnisse sind deshalb so regionstypisch, weil ihnen der Neusiedlersee mit seinem einmaligen Mikroklima in Kombination mit den hier vorherrschenden pannonischen Winden Geschmäcker verleiht, die es sonst derartig nirgendwo ein zweites Mal gibt. Es ist schlichtweg eine Frage der Lage und damit der Herkunft.

Kommen wir nun kurz zurück zu unserem Einkauf im Supermarkt. Im dortigen Weinregal finden wir viele unterschiedliche Zweigelt-Weine aus halb Mitteleuropa. Auch Süßweine aus unterschiedlichen Ländern werden verkauft. Wenn wir aber den authentischen Zweigelt vom Neusiedlersee haben wollen oder einen originalen Süßwein, ganz gleich ob Spätlese, Auslese, Beerenauslese oder Trockenbeerenauslese, dann brauchen wir bloß auf den Zusatz „Neusiedlersee DAC“ bzw. „Neusiedlersee DAC Reserve“ zu achten. Dieser gibt darüber Auskunft und garantiert zugleich die höchstmögliche regionale Qualität und Identität – den Konsumenten*innen in Spanien, Japan, Nordamerika oder der ganzen Welt.

Woher aber kommt eigentlich die Bezeichnung „DAC“? Torsten Aumüller erklärt: „Es ist die Abkürzung des eher sperrigen lateinischen Ausdrucks „Districtus Austriae Controllatus“. Was so viel heißt wie „aus einem bestimmten österreichischen Gebiet“. Mit dem Herkunftssiegel DAC sind also besonders herkunftstypische Rebsorten und Stilistiken deklariert. Zudem ist es ein verlässlicher Indikator für die Qualität des Weines. „So, wie man es international auch kennt“, sagt Aumüller und kredenzt sogleich berühmte Beispiele: „Wir bestellen keinen Merlot aus Saint-Émilion, sondern wir bestellen einen Bordeaux.“ Gleiches gilt für Rioja, Chianti oder Champagner. Alles vinophile Spezialitäten, bei denen die Abstammung besonders regionaltypische Qualitäten garantiert. Herkunft ist – streng geschützt und qualitativ ausgerichtet – eben Trumpf.

DAC
„DAC“ steht für DISTRICTUS AUSTRIAE CONTROLLATUS und ist die gesetzliche Abkürzung für einen besonders gebietstypischen Qualitätswein mit geschützter Herkunft.

Für österreichische Weinprodukte wurde in diesem Gleichklang das Kürzel DAC als allgemeines Herkunftssiegel für die unterschiedlichen gebietstypischen Qualitätsweine gewählt. Der Startschuss für dieses gesetzlich kontrollierte Herkunftssiegel fiel mit dem Weinjahrgang 2002 und dem „Weinviertel DAC“. Seither werden unter dieser Herkunftsbezeichnung besonders gebietstypische Qualitätsweine der Sorte Grüner Veltliner vermarktet. Heute gibt es 17 regionale DAC-Gebiete in Österreich.

Sanfte Hänge und sonnendurchflutete Weingärten im Neusiedlersee-Gebiet – das ist die Herkunft edler Tropfen.
Eine weiße, edelsüße NEUSIEDLERSEE DAC RESERVE – Genuss mit einem geschützten Herkunftssiegel.

Demnach ist es auch das erklärte Ziel dieser 17 DAC-Gebiete, dass man eben nicht mehr schlicht einen Zweigelt oder einen Veltliner bestellt. Sondern vielmehr einen Zweigelt „Neusiedlersee DAC“ oder einen Grünen Veltliner „Weinviertel DAC“ und damit genau diesen Zweigelt oder genau diesen Veltliner bekommt. Und das nicht bloß in Österreich, sondern überall, wo hochwertige Weine getrunken werden.

Somit werden die regionalen Erzeugnisse, unsere so besonderen Kostbarkeiten, nicht bloß in der Region, in der sie erzeugt werden, aufgewertet, sondern der Geschmack dieser einmaligen Gegend wird dank Globalisierung mit jeder Flasche Neusiedlersee DAC – egal, ob Zweigelt oder Süßwein – in die ganze Welt hinausgetragen. Das DAC-Herkunftssiegel garantiert also, was ansonsten nicht mehr so sicher ist: regionale Herkunft, gebietsprägende Typizität und höchste Qualität in der jeweiligen Kategorie – klassisch ausgebaut oder als Reserve.

Qualitätsprodukte geschützter Herkunft mit Identitätsgarantie:

Champagner AOC

Die Trauben für dieses edle Getränk müssen einerseits aus der Champagne kommen und andererseits nach strengen Regeln verarbeitet werden. Das Gebiet, in dem Trauben für den Champagner angebaut werden dürfen, wurde am 22. Juli 1927 festgelegt. Das AOC-Siegel legt hierbei auch alle Produktionsbedingungen fest, die die Identität des Erzeugnisses ausmachen (u.a. Sorten, Bepflanzung, Lese, Vinifikation und Etikettierung).

Kürbiskernöl g.g.A

Das schwarze Öl wird aus den gerösteten Samen des steirischen Ölkürbisses gepresst. Bis in die 70er-Jahre war das Kürbiskernöl nur in der Ost- und Südsteiermark bekannt. Erst in den drauffolgenden Jahrzehnten trat es seinen internationalen Siegeszug an. Um es vor billigen Fälschungen zu schützen, wurde zur Herkunftsgarantie das g.g.A.-Siegel eingeführt.

Aceto Balsamico tradizionale di Modena D.O.P & Aceto Balsamico tradizionale di Reggio Emilia DOP

Aceto Balsamico oder Balsamessig ist ein Essig aus der italienischen Provinz Modena oder der Provinz Reggio Emilia. Es gibt Regeln, wie er erzeugt werden darf. Die Einhaltung der allerstrengsten Qualitätsregelungen garantiert die Zusatzbezeichnung D.O.P.

Parmigiano Reggiano D.O.P.

Originaler Parmesan wird nur in den italienischen Provinzen Parma, Reggio Emilia, Modena, Bologna und Mantua produziert und ist ebenso herkunftsgeschützt. Die Vorschriften für die Produktion des Parmigiano sind besonders streng: Die Fütterung der Kühe muss silagefrei – also ohne Silo-/Gärfutter – erfolgen, es dürfen keine Konservierungsstoffe oder andere künstliche Zusätze verwendet werden, und seine Reife dauert mindestens zwölf Monate (bis max. sechs Jahre = „extra stravecchione“ – sehr selten).

Chianti DOC bzw. DOCG

Dieser Rotwein aus der Toskana wird im Wesentlichen aus der Sangiovese-Traube gekeltert. Früher war Chianti das Synonym für italienischen Wein schlechthin und wurde traditionell in strohumflochtenen Flaschen verkauft. Mit der Bezeichnung Chianti werden heute zwei bedeutende Rotweine („Chianti DOCG“ und „Chianti Classico DOCG“) sowie zwei Dessertweine („Vin Santo del Chianti DOC“ und „Vin Santo del Chianti Classico DOC“) erzeugt.

Bordeaux AOP (zuvor: AOC)

Sie ist vielleicht das berühmteste Weinbaugebiet der Welt – jedenfalls ist sie das größte zusammenhängende Anbaugebiet für Qualitätswein: die Region Bordeaux. Etwa 3.000 – Château genannte – Weingüter erzeugen berühmte Weine. Hier herrscht ein besonders differenziertes System subregionaler und kommunaler Lagen, sogenannte Appellationen und Klassifikationen. Allerdings ist hier die Herkunft noch wichtiger als jede Lage: Aus welchem Château der Wein stammt, steht an oberster Stelle. Als Rebsorten werden vorwiegend Cabernet Sauvignon, Merlot und Cabernet Franc cuvetiert. Ab und zu werden sie durch Petit Verdot und Malbec ergänzt.

Rioja DOCa

Rioja ist ein Weinbaugebiet in Spanien, das sich zu beiden Seiten des Flusses Ebro befindet. Der Wein aus dieser Region wird ebenso Rioja genannt und ist unter dieser ältesten aller spanischen Herkunftsbezeichnung seit 1925 geschützt. Insgesamt sind derzeit 14 Rebsorten zugelassen, die als Rioja verkauft werden dürfen.

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Neusiedlersee DAC.
Einzigartiger Zweigelt. Einzigartige Süßweine.
Von der Sonnenseite Österreichs. Zur Gaumenfreude aller.

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